Dienstag, 21. Juli 2020

Kritik: Unheimliche Schattenlichter (1983)

Die Neuinterpretation der "Twilight Zone" als Kinofilm kann man gleichermaßen als Hommage der beteiligten Regisseure an die Serie wie auch als Remake verstehen. Drei von vier Episoden des Films berufen sich auf bereits bestehende Folgen der Serie. Diesen wird aber im Kinofilm in den meisten Fällen der Stempel ihres jeweiligen Regisseurs aufgedrückt.
Die einzige einigermaßen genuine Episode ist auch gleich die erste und stammt von John Landis. Es ist wegen dem Tod dreier Darstellender durch den (anscheinend) exzentrischen Größenwahn seines Regisseurs bei den Dreharbeiten auch die umstrittenste Episode des Films. Diese dreht sich um einen Mann, der von seinem blinden Hass gegen das für ihn Andere getrieben wird und diesen Hass nun am eigenen Leib bei einem flotten und in aufwendigen Bildern gedachten Ritt durch die jüngere Geschichte erfahren muss. Hetzte er eben noch gegen die Anderen, sieht er sich nun selbst Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung ausgesetzt. Die Episode von John Landis ist eine moralische Geschichte, in der sein zorniger Protagonist (Vic Morrow) ein Spiegel vorgehalten wird und sein Leben zur Hölle gerinnt, aus der es kein Entkommen gilt. Die satirisch anmutende Prämisse macht hier den düsteren Kurzfilm aus, in dem verschiedene Arten von Vorurteilen, Diskriminierung und der Angst vor dem Anderen recht spektakulär als Hetzjagd durchgespielt werden. So kaschiert diese Episode auch, dass sie im Kern immer den gleichen Trick vollzieht. Das Spektakuläre steht hier über der Vielschichtigkeit. Die durchaus nicht unkluge Aussage des Films wird so in den Zuschauer regelrecht reingehämmert. Dieser Tage ist diese Episode auch nicht ganz uninteressant, weil sie einen Stellungswechsel seines weißen Protagonisten vornimmt und diesem erstmals zunehmend seinen Privilegien als weißer Amerikaner in dem Paralleluniversum entzogen wird.
Die zweite Episode stammt dann von Steven Spielberg und führt uns in ein Altenheim, in dem die alten Damen und Herren vor sich hinvegetieren. Bis ein Neuankömmling (von Kubrick ausgeliehen: Scatman Crothers) ihnen durch einen magisches Zauber, der sie für eine Nacht wieder in Kinder verwandelt, eine Lust am Leben einhaucht. Mehr passiert dann auch nicht. Erst wird viel gequasselt und dann im Garten herum gesprungen. Spielberg mutiert in diesem Fall zum Langweiler der Anthologie. Sein Film ist eine - für ihn immerhin typische - seichte Hommage an die Spiele der Kindheit (vgl. Hook), die man auch im Alter weiter im Herzen tragen soll, um zumindest im Kopf jung zu bleiben. Er erzählt seine Episode mit nostalgischer Biederkeit. Man merkt zwar, dass dies ein Herzensthema von ihm ist, weil es auch hier darum geht die Welt aus den Augen von Kindern zu entdecken, aber bei all diesen Zeichen und Wundern, die auch diesen Film prägen, wirkt das hier alles wie aus einer Mottenkiste: Der gesamte Film wirkt betulich und altmodisch. Kurz: Die Episode ist netter und naiver, in den besten Momenten warmherziger, aber ebenso vergessenswerter Kitsch. Tut also keinem weg. Mit dem später von ihm produzierten "Cocoon" würde Spielberg die grundlegende Prämisse der Episode noch einmal als ganzen Spielfilm von Ron Howard inszenieren lassen.
In der dritten Episode darf nun Joe Dante ran und dreht wieder mächtig am Rad: Eine junge Lehrerin (Katherine Quinlan) fährt ausversehen einen Jungen an und chauffiert diesen zu seinem Heim, einem verlassenen Haus und muss bemerken, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Denn der Junge hat übernatürliche Fähigkeiten und tyrannisiert seine Adoptivfamilie, die ein Leben wie im von ihm heiß geliebten Fernsehen spielen müssen. Wir betreten eine bunte Welt des Terrors, der seine Ursprünge im Fernsehen hat. So ist Dantes Episode nun eine comichafte Farce, in der er das auf den ersten Blick heile Bild einer amerikanischen Familie, die aus den 50er Jahren entlehnt scheint, mit großem Spaß demontieren darf und seinen Kurzfilm zu einer schauerlichen Groteske aufschwingen lässt. Auch in diesem Werk zeigt sich Dantes Liebe zum Comichaften und dem Einfluss des Fernsehens, der Brut des Bösen, deren Bilder in die Realität geholt werden und auch grausame Monster aus dem Hut eines Zauberers bergen kann. Daraus entsteht ein überdrehtes und vor allem expressionistisch anmutendes Spiel, das Grauen und Spaß sehr dicht aneinanderkettet. Am Ende nutzt die Lehrerin schließlich ihre Kräfte als Erziehungskraft und nimmt sich dem Jungen an, um ihm in Zukunft beizubringen seine Energien positiv zu lenken.
Das Beste kommt dann zum Schluss: In der gruseligsten Episode der Anthologie setzt George Miller den Zuschauer und seinem Protagonisten John Valentine (verschwitzt: John Lithgow) in einem Flugzeug einer alptraumhaften Klaustrophobie aus. Sein Kurzfilm ist ein schummriges Gruselstück um Leben und Tod über den Wolken. Sein unter Flugangst leidender Held entdeckt ein Monster auf der Tragfläche, das das Flugzeug zum Absturz bringen möchte und versucht die Mitreisenden von dessen Existenz zu überzeugen. Aber niemand glaubt ihm. Wahn und Realität beginnen langsam zu verschwimmen. George Miller gibt dem Zuschauer dabei kaum Zeit zum durchatmen. Sein von Blitz und Donner begleiteter Horrortrip imitiert das Gefühl eines wilden Fluges durch Turbulenzen, in dem es Auf und Ab geht und in dem die kinetische Inszenierung versucht die Bedrängnis seines Protagonisten fühlbar werden zu lassen. Es ist ein gut verdichtet erzähltes, düster bebildertes und durchaus auch schwarzhumoriges Kammerspiel, das effektvoll sein Szenario durchspielt. Ein kurzer Film, bei dem kein Gramm zu viel dran ist.
So bleibt also am Ende ein sehenswerter Anthologiefilm übrig, der je weiter er voranschreitet, umso besser wird. Besonders die Kurzfilme von Dante und Miller kann man als rundum gelungene und verspielte Fingerübungen ihrer Regisseure verstehen, bei denen es sich lohnt einen Blick zu riskieren.

7.0 / 10

Autor: Hoffman

Donnerstag, 9. Mai 2019

Zuletzt geschaut: April (2019)






Hoffman

Die schwarze Witwe - 6.0
(R: Bob Rafelson / USA 1987)

Die Strände von Agnes - 7.0
(R: Agnes Varda / F 2008)

Cleo - Mittwoch zwischen 5 und 7 - 7.0 (konstant)
(R: Agnes Varda / I, F 1962)

Wintermärchen - 7.0
(R: Jan Bonny / D 2018)

Chinatown - 9.0 (aufgewertet)
(R: Roman Polanski / USA 1974)

Schauplatz des Verbrechens - 7.0
(R: André Téchiné / F 1986)

Bleeder - 5.5
(R: Nicolas Winding Refn / DK 1999)

Birds of Passage - 7.0
(R: Ciro Guerra, Cristina Gallego / KOL, DK, MEX 2018)

Vertigo - 8.5 (konstant)
(R: Alfred Hitchcock / USA 1958)

Ikiru - 7.5
(R: Akira Kurosawa / J 1952)

Red Road - 7.0
(R: Andrea Arnold / GB 2006)

Zeuge der Anklage - 6.0
(R: George Stevens / USA 1942)

Aufbruch zum Mond - 5.5
(R: Damien Chazelle / USA 2018)

Schwimmen - 6.5
(R: Luzie Loose / D 2018)

The Ballad of Buster Scruggs - 5.5
(R: Joel & Ethan Coen / USA 2018)

Kim hat einen Penis - 6.0
(R: Philipp Eichholtz / D 2018)

Ein trunkener Engel - 7.0
(R: Akira Kurosawa / J 1948)

Ein süßer Fratz - 6.5
(R: Stanley Donen / USA 1957)

Faustrecht der Prärie - 8.0 (aufgewertet)
(R: John Ford / USA 1946)

Der Glöckner von Notre Dame - 7.0
(R: William Dieterle / USA 1939)

Luca tanzt leise - 6.5
(R: Philipp Eichholtz / D 2016)

Bilanz eines Lebens - 7.0
(R: Akira Kurosawa / J 1955)

Die verflixte Gastfreundschaft - 7.0
(R: Buster Keaton, John G. Blystone / USA 1923)

Bildbuch - 6.0
(R: Jean-Luc Godard / CH, F 2018)

Die Frau in den Dünen - 8.0
(R: Hiroshi Teshigahara / J 1964)

Inferno - 4.0
(R: Ron Howard / USA, UNG, J, TÜR 2016)

Ihre Majestät Mrs. Brown - 6.0
(R: John Madden / GB, IRL, USA 1997)

Sanft schläft der Tod - 5.0
(R: Marco Kreuzpainter / D 2016)

Ava - 6.5
(R: Sabine Nawrath / D 2016)

Atlas - 6.5
(R: David Nawrath / D 2017)
 


Cameron

++
The Smiling Lieutenant
(R: Ernst Lubitsch / USA 1931)

Ms. 45
(R: Abel Ferrara / USA 1981)

Tetro
(R: FF Coppola / USA 2009)


+
Birds, Orphans and Fools
(R: Juraj Jakubisko / CSSR 1969)

One From The Heart
(R: FF Coppola / USA 1982)

La Pointe Courte
(R: Agnes Varda / F 1955)

Archipelago 
(R: Joanna Hogg / UK 2010)

La Gueule Ouverte
(R: Maurice Pialat / F 1974)

The Love Parade
(R: Ernst Lubitsch / USA 1929)

Monte Carlo
(R: Ernst Lubitsch / USA 1931)

One Hour With You
(R: Ernst Lubitsch / USA 1932)


Sonntag, 5. Mai 2019

Fern-Sehen / TV-Tipps: 06.05.19. - 12.05.19


Alle Angaben sind ohne Gewähr:

06.05. 

Mission: Impossible III - 20:15, Kabeleins
(R: J.J. Abrams / USA, D, CHINA, I 2006)

Sprich mit ihr - 20:15, Arte
(R: Pedro Almodóvar / SP 2002)

Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs - 22:05, Arte
(R: Pedro Almodóvar / SP 1988)

Verräter wie wir - 22:15, ZDF
(R: Susanna White / GB, F 2016)

Der geteilte Himmel - 22:25, 3sat
(R: Konrad Wolf / DDR 1964)

Carol - 23:15, NDR
(R: Todd Haynes / GB, AUS, USA 2015)

Puppe, Icke und der Dicke - 0:10, ZDF
(R: Felix Stienz / D 2012)

07.05. 

Absolute Power - 20:15, Kabeleins
(R: Clint Eastwood / USA 1997)

Spider-Man - 22:10, WDR
(R: Sam Raimi / USA 2002)

Neun Leben hat die Katze - 22:25, 3sat
(R: Ula Stöckl / D 1968)

08.05.

Die andere Seite der Hoffnung - 20:15, Arte
(R: Aki Kaurismäki / FIN, D 2017)

La Mala Educacion - 21:50, Arte
(R: Pedro Almodóvar / SP 2004)

Jagdszenen aus Niederbayern - 22:00, 3sat
(R: Peter Fleischmann / D 1969)

09.05. 

Spur der Steine - 22:25, 3sat
(R: Frank Beyer / DDR 1966)

James Bond 007: In tödlicher Mission - 22:30, Vox
(R: John Glen / GB, USA 1981)

Haus ohne Dach - 22:35, Arte
(R: Soleen Yusuf / D, IRAK, KAT 2016)

10.05.

Das Kaninchen bin ich - 23:00, 3sat
(R: Kurt Maetzig / DDR 1965)

11.05. 

Zero Dark Thirty - 1:30, ZDF
(R: Kathryn Bigelow / USA 2012)

Brügge sehen ... und sterben? - 22:35, ServusTV
(R: Martin McDonagh / GB, B 2008)

12.05. 

Three Burials of Melquiades Estrada - 20:15, Arte
(R: Tommy Lee Jones / USA, F 2005)

Der traumhafte Weg - 23:35, ARD
(R: Angela Schanelec / D 2017)

In der Glut des Südens - 0:25, 3sat
(R: Terrence Malick / USA 1978)


Autor: Hoffman


Donnerstag, 2. Mai 2019

Geister in Bayern - Kritik: Hanami & Dämonen

© Constantin Film
Im Jahre 2008 feierte Doris Dörrie, die man zumeist mit ihren Beziehungskomödien zwischen Männern und Frauen assoziiert, einen ihrer größten künstlerischen wie auch kommerziellen Erfolgen mit dem Film »Hanami – Kirschblüten«. Dieser, von dem Kino von Yasujiro Ozu inspirierte, Film schildert die Geschichte eines alten Mannes (Elmar Wepper), der sich nach dem Tod seiner Frau (Hannelore Esler in einer letzten, prophetisch geisterhaften Rolle) mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert sieht und eine letzte Reise nach Japan, dem umschwärmten Ort seiner Frau, unternimmt.
Nach 10 Jahren, die vergangen sind, kehrt Dörrie mit »Hanami & Dämonen« in dieses Universum zurück und schreibt nun die Geschichte des erwachsenen Sohnes (Golo Euler) fort, den wir zuletzt als Banker in Tokyo erlebten. Sein Leben hat sich seit dem Tod seiner Eltern gewandelt. Er ist zu einem Verlierer geworden, der Frau und Kind verloren hat. Sie will nichts mehr mit ihm zu tun haben und das Kind kann er höchstens sporadisch sehen. Er ersäuft sich  in Selbstmitleid und versucht seinen Kummer durch Alkohol zu stillen. Schließlich steht die junge mystische Japanerin Yu vor seiner Tür. Sie hat schon seinen Vater auf seiner letzten Reise begleitet.
© Constantin Film
Der Film verhandelt die Suche seines Protagonisten Karl nach sich selbst, ist eine Selbstfindung, die aber komplett überladen erzählt wird, denn der Film ist vollgestopft mit Inhalten und Versäumnissen seines Protagonisten, die aufgearbeitet werden wollen: Es gibt den Verlust der Männlichkeit und die schwere Kindheit unter den patriarchalen Vater, unter dem sich Karl immer als das schwächste Glied der Familie fühlte und mit seiner eigenen Entwicklung als Mann strauchelte. Dies beschwört der Film in seancenhaften Sequenzen in der bayrischen Heimat der Figuren, die im Gegensatz zum Vorgänger, wo dies die japanische Ferne übernahm, das Zentrum des Films bildet und deren eigene kulturelle und spirituelle Geister von Dörrie in verschiedenen Variationen ausgegraben werden. Dazu gesellt sich neben diesen flackernden Geistergeschichten, in denen die Eltern (Hannelore Esler in einer letzten, prophetisch geisterhaften Rolle) wieder vor den Augen ihres Kindes erscheinen, eine Liebesgeschichte und natürlich auch ein paar gewöhnliche Familienkonflikte von entfremdeten Geschwistern. Das äußert sich relativ dumpfbackig unter anderen für in einem Bruder, der jetzt Mitglied bei der AfD ist (aber die vom Film natürlich anders genannt wird) und Kampagne macht, während sein Sohn sich in sein Zimmer einschließt (vgl. Hikikomori) und aus Protest gegen ihn ein Nazikreuz auf der Stirn trägt.
Der Film erzählt davon, wie das Leben weitergehen kann nach dem Tod der Eltern, alles muss neu geordnet werden in diesem Leben des Protagonisten Karl. Es ist ein Film, der dabei vieles anreißt, kaum aber seine Konflikte zu Ende denkt, sondern sie im Raum stehen lässt. Nur der Weg seines Protagonisten zu sich selbst scheint hierbei zentral und die rote Linie des Films darzustellen, denn der Film bildet ansonsten keine Einheit. Was wir in diesem Film sehen ist ein Auf und Ab, ist ein wankelmütiges Werk, das zwischen humorvollen Einlagen und Schwermütigkeit wechselt. Und ist ein steiniger Weg, den Dörrie vor allem in  der ersten Hälften beschreibt, weil der Film dort immer wieder neue Themen aufmacht. In der zweiten Hälfte ist der Film schon fokussierter, weil er alle Themen aufgemacht hat und sich an ihnen zeitweise abarbeiten kann.
Die Inszenierung des Films ist ebenso wankelmütig wie der Film selbst: Flackernde Dämonen treffen auf mindestens drei sichtbar verschiedene Kameratypen, die Handkamera irritiert, die Darsteller spielen zwischen teilweise gelungen und hölzern, was auch den plakativen Dialogen geschuldet ist, die oft das direkt aussprechen, was die Figuren denken. Das lässt den Film oft platt wirken und eine wirkliche souverän auflösende Regisseurin lässt sich dahinter nicht erkennen. Der Film mag provisorisch, also mitunter improvisiert worden sein, aber der Film stößt dort auch an seine Grenzen. Es geht nicht immer alles ineinander, sondern bleibt meist etwas befremdlich nebeneinanderstehen. Das kann man aber vielleicht auch als eine Qualität dieses holprigen Films sehen, der viel mit Assoziationen und kulturellen Gegenüberstellungen arbeitet, ausufert, sich mitunter verliert, aber immer auf der Suche ist und dessen Blick stets fragend zu sein scheint.
© Constantin Film
Ebenso es auch schön, andere Geschichten, Geistergeschichten, in deutschen Filmen erzählt zu bekommen. Mir gefällt zwar nicht unbedingt, wie der Film seine Geschichte erzählt, das meint zum Beispiel seine vordergründige Plumpheit, was seine Inhalte und Themen angeht und oftmals einen nuancierten Blick vermissen lässt und stattdessen den Holzhammer Vorzug gewähren lässt, und welche Kurven er hinsichtlich seiner Geschichte schlagen muss, aber mir gefällt was er erzählt. Und auch diesen Film, wie seinen Vorgänger, durchzieht das Gefühl der leisen Melancholie. Die pointiert eingesetzte Musik, die schon »Hanami« durchzog, trägt ihren Teil dazu bei, um dem Film eine zärtliche Stimmung aufzudrücken. Auch Golo Euler gefiel mir, seine Präsenz der Unbeholfenheit und Verlorenheit, mit der er durch diesen Film schreitet, gibt dem Werk etwas, das auch ganz gut zu dem Gesamteindruck passt.
Am Ende bleibt ein selten wirklich zusammenhängend strukturiertes Wirrwarr an kulturellen Symbolen und Zeichen, die der Film für sich vereinnahmt, ein märchenhaftes Dickicht also , durch das man sich kämpfen muss. Ein exzentrisches, oft auch bizarr erscheinendes, manchmal abwegiges Chaos, das sich aber mit Gefühlsleben und Empfinden seines Protagonisten im Moment der Geschichte decken dürfte. Immerhin.
6.0 / 10
Autor: Hoffman
Bereits erschienen unter: BeNowTV

Sonntag, 21. April 2019

Fern-Sehen / TV-Tipps: 22.04.19. - 28.04.19.



Alle Angaben sind ohne Gewähr:

22.04.

Elefantenpfad - 14:45, Arte
(R: William Dieterle / USA 1954) 

Charade - 20:15, 3sat
(R: Stanley Donen / USA 1963)

Ihre Majestät Mrs. Brown - 20:15, Arte
(R: John Madden / GB, IRL, USA 1997) 
 

Die Insel der besonderen Kinder - 20:15, Sat 1
(R: Tim Burton / USA, GB, B 2016)


Das Leben des Brian - 20:15, RTL II
(R: Terry Jones / GB 1979)


Die große Liebe meines Lebens - 22:05, 3sat
(R: Leo McCarey / USA 1957)


Verflixte Gastfreundschaft (OmU) - 0:20, Arte
(R: Buster Keaton / USA 1923)


23.04. 

Was nicht passt, wird passend gemacht - 22:10, WDR
(R: Peter Torwarth / D 2002)


Der Krieg des Charlie Wilson - 1:15, ZDF
(R: Mike Nichols / USA, D 2007)


24.04. 

Die Glücksritter - 20:15, Kabeleins
(R: John Landis / USA 1983)

Außer Atem - 20:15, Arte
(R: Jean-Luc Godard / F 1960)


Die defekte Katze - 21:40, Arte
(R: Susan Gordanshekan / D 2018)


Das Salz der Erde - 22:45, BR
(R: Wim Wenders / F, BRA, I 2014)


Bildbuch - 23:15, Arte
(R: Jean-Luc Godard / CH, F 2018)


25.04. 

Mein Onkel Archimedes - 22:30, Arte
(R: Georgis Agathonikiadis / CZ 2018)

Ava - 23:25, RBB
(R: Sabine Nawrath / D 2017)

26.04.

Der Mann aus dem Westen - 22:45, BR
(R: Anthony Mann / USA 1958)

27.04.  

Kirschblüten und rote Bohnen - 20:15, 3sat
(R: Naomi Kawase / J, F, D 2015)


Like Father, like son - 22:05, 3sat
(R: Hirokazu Koreeda / J 2013)


28.04. 

Trapez - 16:50, 3sat
(R: Carol Reed / USA 1956)

Was vom Tage übrig blieb - 20:15, Arte
(R: James Ivory / GB, USA 1993)


Inferno - 20:15, RTL
(R: Ron Howard / UNG, USA 2016)


King Kong - 20:15, RTL II
(R: Peter Jackson / USA, NEUS, D 2005)


Autor: Hoffman 




Dienstag, 16. April 2019

Eine wehmütige Erinnerung - Kritik: Mid90s



Jonah Hills Debütfilm erscheint wie ein Bruchstück aus den Untiefen der 90er Jahre. Der Film beschwört das Lebensgefühl der Skater-Szene im authentischen 4:3-Format herauf. Es ist ein fragmentarischer Film, der bewusst Leerstellen lässt, einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben eines Jungen gibt, der bei den Skatern eine Gemeinschaft findet, bei denen er sich willkommen führt. Es ist die Geschichte einer Initation, die Geschichte eines Heranwachsenden, der nach langer Isolation Freunde findet. Der Film ist offen konstruiert, seine Figuren werden nur angerissen, es wird aber versucht, jeder Figur ansatzweise Charakter oder Profil zu geben und empathisch zu begegnen. Das ein schönes Beispiel dafür ist der von Lucas Hedges gespielte Bruder des Protagonisten, der zunächst als gewalttätiger und grober Macho geschildert wird, unter dessen Repression und Wut sein kleiner Bruder zu leiden hat und doch zu ihm aufzuschauen scheint aufgrund seiner Musiksammlung, aber im Verlauf der Geschichte in Wirklichkeit als einsamer Verlierer ohne richtige Freunde sichtbar wird, der versucht über seine Gewalt etwas kompensieren.



Bei Katherine Waterstons Mutterfigur misslingt das dagegen gründlich, denn sie darf nur hilflos-überforderte Mutter sein, die im Hintergrund irgendwie existiert und sich mit Männern trifft, aber nie ihre eigene Stimme finden darf. Besonders unangenehm wird das dann, wenn Stevie seine Mutter im Auto mächtig unterbuttert und beleidigt, weil sie an seinen neuen Freunden zweifelt und ihn vor ihnen bloßstellte. Sie bleibt eine schwache Figur und hinterlässt einen unschönen Beigeschmack hinsichtlich der Frauefiguren des Films, die sowieso nie das wirkliche Interesse des Films bekommen. Es ist ein ansonsten frecher Film, der seine Figuren frei nach ihrer Schnauze, der Szene und ihrem Workabular reden lässt, das erzeugt Nähe, denn sie dürfen sein. Man taucht in diese Zeit und das Gefühl ein, die Bilder werden mit nostalgischen Soundtrack dieser Zeit beschallt und dadurch Stimmung erzeugt. Der Film beobachtet ruhig die Situationen, die er skizziert, sein Schnitt ist stets prägnant und auf das Wesentliche fokussiert. Das gilt auch für den Film insgesamt, der in seiner Kürze auch überaus kurzweilig verpackt bleibt.

Es ist ein wehmütiges und lebendiges Porträt einer Szene, in der es vor allem um die Dynamik von Freund- und Feindschaften geht. Ein leichtes Augenzwinkern hinsichtlich der Szene schwingt manchmal mit, eine Kritik an deren Lebensstil ergibt sich daraus aber noch lange nicht, dafür sieht der Film die Szene mit einer viel zu rosaroten Brille, auch wenn er einem die Möglichkeit gibt, die Szene kritisch  zu sehen. Die einen träumen vom Aufstieg, die anderen nur noch von der nächsten Party. Die einen träumen Teil der Gemeinschaft zu sein, die anderen werden es. Der Film parallelisiert zwei Freundschaften, die einen ähnlichen Verlauf nehmen, namentlich zwischen dem Protagonisten Stevie und Ruben, zwischen Ray und dem klingenden Namen Fuckshit. Der Film stellt auch die Brüchigkeit dieses Traums unter Beweis, ist bemüht auch stets die ungeschönte Seite des Ganzen zu erzählen (wenn auch nicht immer direkt zu zeigen), die sich in Leere, Gefahr und blinden Hedonismus widerspiegelt und die immer wieder angedeutet werden. Diese Perspektive ist dem Film bewusst.



Es bleibt schlussendlich vornehmlich eine Hommage an eine Szene und eine Zeit darstellt. Von der Machart ist ein typisches Coming-of-Drama, das aus der Perspektive seines Neulings in der Szene Stevie erzählt ist, mit dem wir Schönheit als auch Ängste kennenlernen. Das erinnert bisweilen an die Filme von Larry Clark, bloß ist dieses Werk definitiv sanftmütiger, konventioneller (denn die Figuren sind zum Großteil zweidimensional) und ein bisschen seichter, um nicht zu sagen gutmütiger. Der Blick von Jonah Hill ist nie gnadenlos, sondern er mag diese Szene und ihre dreisten Slang. Der Film fühlt sich in dieser Szene wohl, ob es jemanden Zuschauer so geht, steht dabei auf einem anderen Blatt. Das Werk bleibt ein Fragment, das aus der Zeit gefallen wirkt, ein Film, den man vergraben hat und nun schönerweise wieder gefunden hat.

Donnerstag, 11. April 2019

Zuletzt geschaut: März (2019)




Hoffman

Asche ist reines Weiß - 7.0
(R: Jia Zhangke / CHINA, F, J 2018)

Infam - 7.5
(R: William Wyler / USA 1961)

Das Narrenschiff - 7.0
(R: Stanley Kramer / USA 1965)

Beale Street - 7.0
(R: Barry Jenkins / USA 2018)

Kwaidan - 8.5
(R: Masaki Kobayashi / J 1964)

Recycling Medea - 6.5
(R: Asteris Kutulas / D, GR 2013)

...und nichts als ein Fremder - 6.5
(R: Stanley Kramer / USA 1955)

Einsamkeit und Sex und Mitleid - 4.0
(R: Lars Montag / D 2017)

Triple Frontier - 7.0
(R: J.C. Chandor / USA 2019)

Familienfieber - 5.5
(R: Nico Sommer / D 2014)

Vaterlandsliebe - 6.5
(R: Nico Sommer / D 2011)

Stiller Frühling - 6.0
(R: Nico Sommer / D 2008)

Die Fürsten der Dunkelheit - 6.0 (abgewertet)
(R: John Carpenter / USA 1987)

Der falsche Mann - 7.0
(R: Alfred Hitchcock / USA 1956)

Kirschblüten & Hanami - 6.0
(R: Doris Dörrie / D 2019)

Mid90s - 7.0
(R: Jonah Hill / USA 2018)


Boccaccio 70 - 6.0
(R: Federico Fellini, Mario Monicelli, Luchino Visconti, Vittorio De Sica / I, F 1962)


Die Erbin - 7.0
(R: William Wyler / USA 1949)


Der Mann, der Liberty Valance - 8.0 (aufgewertet)
(R: John Ford / USA 1962)


Gehetzt - 7.0
(R: Fritz Lang / USA 1937)


Varda by Àgnes - 6.5
(R: Agnes Varda / F 2019)


A Most Violent Year - 7.0
(R: J.C. Chandor / USA 2014)


Wir - 7.0
(R: Jordan Peele / USA 2019)


Weiblich, jung, ledig sucht... - 6.0
(R: Barbet Schroeder / USA 1992)


Nocturama - 7.0
(R: Bertrand Bonello / B, F, D 2016)


Die Faust im Nacken - 8.0 (aufgewertet)
(R: Elia Kazan / USA 1954)


Rosemaries Baby - 8.0 (konstant)
(R: Roman Polanski / USA 1968)


Zazy - 3.0
(R: Matthias O. Xberg / I, D 2015)



Cameron

+
Adria - Ferienfilme 1954-68 (Schule des Sehens I)
(R; Gustav Deutsch / D 1990)

Augenzeugen der Fremde
(R: Gustav Deutsch, Mostafa Tabbou / D, Mar 1993)

Notes and Sketches I (2005 - 2015)
(R: Gustav Deutsch / D 2016)

Sonntag, 7. April 2019

Fern-Sehen / TV-Tipps: 08.04.19. - 14.04.19



Alle Angaben sind ohne Gewähr:

08.04. 

Der Zeuge der Anklage - 20:15, Arte
(R: George Stevens / USA 1942)

Ruhet in Frieden - 22:15, ZDF
(R: Scott Frank / USA 2014)

Der Moment der Wahrheit - 23:15, NDR
(R: James Vanderbilt / USA, AUS 2015) 

La Belle Saison - 23:20, WDR
(R: Catherine Corsini / F, B 2015) 

Das Geheimnis der Dame in Weiß - 23:40, Arte
(R: Gilles Grangier / F 1958)

09.04. 

Die Dolmetscherin - 20:15, SRTL
(R: Sydney Pollack / USA, GB, F, D 2005)

Nirgendwo in Afrika - 20:15, Tele 5
(R: Caroline Link / D 2001)


Jackie Chans First Strike - Erstschlag - 22:45, Kabeleins
(R: Stanley Tong / HK, USA, AUS, RUS 1995)


10.04. 

A Most Wanted Man - 20:15, Arte
(R: Anton Corbjin / GB, USA, D 2014)

11.04. 

James Bond 007 - Ein Quantum Trost - 20:15, Vox
(R: Marc Forster / GB, USA 2008)

James Bond 007 - Leben und sterben lassen - 22:35, Vox
(R: Guy Hamilton / GB, USA 1973)


Letzte Ausfahrt Brooklyn - 23:20, Tele 5
(R: Uli Edel / USA, GB, D 1989)


12.04. 

Iron Man 2 - 20:15, RTL II
(R: Jon Favreau / USA 2010)

Der Illusionist - 20:15, Tele 5
(R: Neil Burger / USA, CZ 2006)


Apocalypse Now Redux - 22:00, 3sat
(R: Francis Ford Coppola / USA 1979, 2001)


13.04.

 Million Dollar Baby - 20:15, ZDFNeo
(R: Clint Eastwood / USA 2004)

Sunset Boulevard - 0:35, ServusTV
(R: Billy Wilder / USA 1950)

14.04.

 C´es la Vie - So ist das Leben, so sind wir - 20:15, Arte
(R: Rémi Bezançon / F 2008)

Doctor Strange - 20:15, Prosieben
(R: Scott Derrickson / USA 2016)

Somewhere - 1:40, ARD
(R: Sofia Coppola /  USA 2010)


Autor: Hoffman